Als ich mir das letzte Mal NetBeans angeschaut habe, war das während meiner äußerst kurzen Java-Phase. Es war irgendwann im letzten Jahrhundert, noch bevor Sun NetBeans erwarb. NetBeans war eine reine Java-Entwicklungsumgebung — für und in Java. Bis vor kurzem sah ich auch keinen Grund, mich mit NetBeans wieder zu befassen. Doch vor ein paar Tagen sah ich dann diesen Artikel in meinem Feed-Reader.
Da sich Sun vor kurzem die JRuby-Entwickler ins Haus geholt hat, wurde Ruby-Support in das kommende NetBeans 6 eingebaut. Derzeit ist NetBeans 6 noch eine Entwicklerversion und es gibt noch hier und da ein paar scharfe Ecken und Kanten, doch die Software ist durchaus benutzbar.
Ich habe einen Versuch gestartet und eine kleine Rails-Anwendung komplett mit der NetBeans-IDE entwickelt. NetBeans macht es möglich, komplette Anwendungen zu erstellen, ohne auf die Konsole zu müssen. Alle Generatoren lassen sich aus der IDE aufrufen. Auch der Mongrel/WEBrick läßt sich hier starten und stoppen. Subversion/CVS-Support muß ich wohl nicht extra erwähnen, da ich das heutzutage als selbverständlich ansehe. Sogar Autotest läßt sich bequem aus einem Menü starten. Der eingebaute SQL-Client (eigentlich fast ein kleiner Datenbankmanager) ermöglicht es sich direkt mit Datenbanken zu verbinden. Die Entwickler haben sogar einen Gem-Manager eingebaut. Damit lassen sich bequem mit einer GUI Ruby-Gems installieren, deinstallieren und updaten. (Dazu unten noch mehr)
Negativ aufgefallen ist mir, daß die IDE sich auf meinen PowerPC PowerBook ab und zu eine kleine Auszeit nimmt. Dies geschieht meistens, wenn NetBeans 6 versucht mir seine Hilfe anzubieten und dazu alle möglichen Methoden auflistet, die ich an das Objekt senden könnte. Dies ist mir auf dem Mac mini mit Core Duo in der Firma nicht so aufgefallen. Man sollte also schon eine schnelle CPU haben. Ab und zu poppen auch Fenster mit irgendwelchen Java-Exceptions auf. Da es sich noch um eine Entwicklerversion von NetBeans handelt, ist das verzeihlich. Trotz dieser Exceptions läuft jedoch die Software weiter und stürzt nicht ab.
Hier noch ein paar Tips: NetBeans 6 bringt sein eigenes JRuby mit ein paar Gems mit. Ich hatte natürlich schon ein voll lauffähiges Ruby 1.8.6 mit einem Haufen an Gems auf dem Rechner installiert. Glücklicherweise haben die Entwickler daran gedacht. In den Einstellungen findet sich unter Ruby -> Platform die Möglichkeit, einen eigenen Ruby-Interpreter anzugeben. Wählt man hier sein bisheriges Ruby aus, findet NetBeans auch die dazugehörigen Gems. NetBeans erzeugt für diese Gems einen Index, der für die Codevervollständigung benutzt wird.
Der eingebaute Gem-Manager ist zwar angenehm, funktioniert aber bei einer normalen Ruby-Installation nicht, weil normale User in der Regel nicht über Schreibrechte in /usr(/local)/lib/ruby/gems
verfügen. Erst wenn man sich die nötigen Rechte verschafft, funktioniert der Gem-Manager.